14.10. Mittwoch
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Banz, Kaisersaal / 20:00 Uhr
Ticketing

Wessel
WedemeierHappel
RuprechtPleschinski


Kai Wessel
, Countertenor / Ulrich Wedemeier, Laute / Maria Happel, Sprecherin / Heiko Ruprecht, Sprecher / Hans Pleschinski, Textauswahl und Moderation


»Ewig soll mich Lieb’ und Wein, ewig Wein und Lieb’ erfreun!« – ein Barockfest


Kai Wessel: »Eine Komposition zu Papier zu bringen, ist ein Gang durch die Hölle; aber dann kommt der Höhenflug bei der Niederschrift der letzten Note.«

Kai Wessel, inzwischen renommierter Countertenor, wollte eigentlich von Kindesbeinen an Komponist werden. Im Alter von sieben Jahren entwarf er sein Opus 1. Auch die Freude am Singen läßt sich bis in seine Kindheit zurückverfolgen. Doch obwohl er sich erfolgreich in diversen Chören und Kantoreien engagierte, setzte er sich vorerst das Ziel, Komposition zu studieren. Gesang belegte er an der Musikhochschule Lübeck vorerst eigentlich nur als Nebenfach. Doch schon bald wurde seine besondere Begabung von der Professorin Ute von Garczynski entdeckt und mit der Zeit verlagerte sich Kai Wessels Ausbildungsschwerpunkt hin zum Gesang mit dem damals noch als sehr speziell geltenden Fach des Countertenors. Während seiner Studienjahre widmete er sich außerdem den Fächern Musiktheorie und Komposition und studierte extern zudem die barocke Aufführungspraxis an der bekannten Schola Cantorum in Basel. Nach einem raschen Aufstieg gehört der Sänger Kai Wessel heute zu den führenden und vielfach preisgekrönten Vertretern seines Fachs. Neben seinen zahlreichen, weltweit gestreuten Engagements unterrichtet er als Professor für Gesang und Historische Aufführungspraxis an der Hochschule für Musik und Tanz Köln, lehrt an der Hochschule der Künste Bern, betätigt sich überdies als Publizist und tatsächlich auch als Komponist.
Sofern er nicht beruflich auf Reisen ist, lebt der Sänger in Köln, Hamburg und Istanbul.



Ulrich Wedemeier: »Bereits um 1500 hatte der Lautenbau und das Lautenspiel eine Perfektion erreicht, die mich heute immer noch staunen läßt. Der Klang ist unbeschreiblich reich und die Laute reagiert auf feinste Nuancen des Anschlags.«

Ulrich Wedemeiers Interesse an der Gitarre wurde durch Aufnahmen des spanischen Gitarristen Andres Segovia geweckt: Damals war Ulrich Wedemeier 15 Jahre alt und besaß lediglich eine Gitarre aus einem Versandhauskatalog. Das Saiteninstrument war bis dahin nur ein Instrument unter vielen für ihn, hauptsächlich für die Begleitung zu gebrauchen. Die Musik des spanischen Virtuosen beeindruckte ihn jedoch so sehr, daß er sich kurzerhand das Notenmaterial besorgte. Drei Jahre später gewann er einen Bundespreis bei »Jugend musiziert«, es folgte ein klassisches Gitarren-Studium in Hannover. Schon an der Hochschule schlugen historische Zupfinstrumente im Allgemeinen und die Laute im Besonderen Ulrich Wedemeier in ihren Bann. Da sich die Spieltechnik, die man für eine Konzertgitarre entwickeln muß, nicht mit derjenigen vereinbaren läßt, die ein Lautenspiel erfordert, entschied er sich dafür, seinen Fokus auf die historischen Instrumente zu legen. Ulrich Wedemeier vertiefte sein Wissen und seine Technik durch Kurse und Privatunterricht bei Spezialisten wie Stephen Stubbs und Paul O’Dette. Seither entfaltet er mit Musik für Lauten und historische Gitarren eine rege Konzerttätigkeit und spielte zahlreiche Aufnahmen ein: Neben der internationalen Tätigkeit als Solist und Engagements mit namhaften Ensembles der Alten Musik sind regelmäßige CD- und Rundfunkaufnahmen ein Schwerpunkt seiner Arbeit.



Maria Happel: »Für mich ist Sprache eine große Musik.«

Maria Happel ist eine erfolgreiche Schauspielerin und Regisseurin, ausgebildete Mezzosopranistin und lernte von frühester Kindheit an, Orgel zu spielen. Als junges Mädchen saß Maria Happel jeden Tag noch vor Schulbeginn auf der Orgelbank, blickte von der kirchlichen Empore hinab auf die Inszenierung im Altarraum und beneidete den Pfarrer um die Gunst, Monologe halten zu dürfen. Vielleicht war dies der Grund, warum sie nach dem Abitur ihre Heimat im Spessart verließ und am Hamburger Bühnenstudio eine Schauspielausbildung absolvierte. Sie spielte in Bremen, Köln und Hannover, wurde von Claus Peymann Anfang der 90er Jahre ans Wiener Burgtheater geholt, machte mit ihm einen Abstecher ans Berliner Ensemble, um schließlich wieder zurückzukehren ans berühmte Haus in der österreichischen Hauptstadt. Neben ihren Auftritten auf der Theaterbühne, in Film und im Fernsehen, ist Maria Happel auch eine versierte Hörspielsprecherin, geachtete Regisseurin und Dozentin für Rollengestaltung am Max-Reinhardt-Seminar.
Maria Happel ist mit dem Schauspieler Dirk Nocker verheiratet und lebt mit ihm und den beiden gemeinsamen Töchtern in Wien.



Heiko Ruprecht: »Das Theater ist mein Mutterschiff.«

Heiko Ruprecht wurde durch das Fernsehen bekannt, Millionen Zuschauer verfolgen ihn seit 2008 in der beliebten Serie »Der Bergdoktor«. Auch wenn er vor der Kamera brilliert, so schlägt doch sein Herz für die Theaterbühne: »Am Theater hat man die Möglichkeit sich mit einer großen Langsamkeit den Dingen zu nähern. Man hat die Zeit einzutauchen, sich einer Sache anzuverwandeln, die Schichten einer Rolle nach und nach aufzubauen. Dieser Prozeß ist sehr beglückend.«
Geboren 1972 in Friedrichshafen am Bodensee verbrachte er seine Kindheit in Lindau. Er begann schon als Kind im Laien-, Schul- und Amateurtheater zu spielen und begann nach dem Abitur eine klassische Schauspielausbildung am Salzburger Mozarteum. Seit seinem Debut in Ulm wurde er meist in Hauptrollen besetzt. Zum Jahrtausendwechsel holte Dieter Dorn ihn an die Münchner Kammerspiele und nahm ihn anschließend mit ans Residenztheater (Bayerisches Staatsschauspiel). Das breite Spektrum von Heiko Ruprecht reicht von der klassischen Shakespeare Figur bis hin zu Rollen zeitgenössischer Stücke.
Seine Stimme kennt man aus dem Hörfunk, aus zahlreichen Hörspielen und Lesungen. Heiko Ruprecht lebt mit Frau und Kindern in München.



Hans Pleschinski: »Ich möchte eine gewisse Festlichkeit und Lebensheiterkeit in die Literatur bringen.«

Hans Pleschinski, der inzwischen vielfach preisgekrönte Schriftsteller, wollte ursprünglich Lehrer werden. Die Vorstellung in seiner adretten Geburtsstadt Celle Geschichte zu unterrichten und ein beschauliches Leben zu führen, behagte ihm sehr. Als er allerdings zum Lehramtsstudium ins turbulente München der siebziger Jahre kam, inspirierte ihn der Austausch innerhalb agiler, junger Künstlerkreise dazu, eine alternative Laufbahn ins Auge zu fassen. Schließlich studierte er Germanistik, Romanistik und Theaterwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München und arbeitete unter anderem als Komparse am Münchner Gärtnerplatztheater, in Galerien, bei Film und Hörfunk. 1984 veröffentlichte er als erstes Buch die Literatursatire »Gabi Lenz. Werden und Wollen«. Es folgten rund 20 weitere Werke, darunter Übersetzungen und Editionen, für die er mehrere Auszeichnungen erhielt. Mit seinem Werk ist er ein europäischer Autor, der gegen die zunehmend standardisierten Lebensvorschriften anschreibt und die heitere Selbstbestimmtheit gegen viele Widrigkeiten verteidigt. Außerdem gilt er dank seiner großen Editionen – z. B. der Korrespondenz der Madame Pompadour – als ein wichtiger Vermittler des französischen 18. Jahrhunderts.
Hans Pleschinski lebt und arbeitet in seiner Wahlheimat München und erhielt 2014 den Literaturpreis der Stadt.