|
Katja Schaefer: Natürlich schaut man
als Veranstalter aber auch als Künstler
bei der Programmplanung eines Festivals auch
nach den "Jubilaren". Da lagen -
da haben Sie recht - Liszt und Mahler nahe.
Man schaut aber auch auf die Besetzung und
da hatten wir mit dem wunderbaren Tenor Pavol
Breslik und der herrlichen Altstimme von Ingeborg
Danz eine Traumbesetzung die - "Weltpremiere"
im Landestheater - auch noch beide am Sonntag
mit Gustav Mahlers hinreissendem "Lied
von der Erde" debütieren! Beide
singen also ihren Part zum ersten Mal. Das
ist dann ein glücklicher Moment in der
Programmplanung wo wirklich alles passt!
<- Katja
Schaefer Generalsekretärin Akademie
der Schönen Künste
|
T: Seit wann arbeiten Sie an der zweiten Auflage
von „Lied & Lyrik“?
KS:Was die ersten Planungen betrifft schon seit der
ersten Auflage 2009 - immer als ehrenamtlicher "Nebenjob"
zu meiner Münchner Tätigkeit, immer in der
Hoffnung, unsere Hauptsponsoren, die Baur-Stiftung,
die Oberfrankenstiftung und der Kulturfonds Bayern
würden der Idee, auch weiterhin treu bleiben.
T: Wie „komponiert“ sich ein solches
Programm? Über die Interpreten und deren Wünsche,
über ein strikt eingehaltenes Konzept oder als
Mischung aus beiden Komponenten?
KS: Das ist schon eine wohldosierte Mischung aus beidem,
aber: auch Interpretenwünsche werden nur dann
erfüllt, wenn es ins Konzept passt, - und das
Konzept war nun mal ein stimmiger Bogen von der orchestralen
Liedform bis zum Kinderlied.
T: Im vorletzten Jahr bildete Schuberts „Schöne
Müllerin“ in einer Fassung einschließlich
der nicht vertonten Gedichte Wilhelm Müllers
den Abschluss der Reihe. In diesem Jahr gibt es als
Uraufführung „die schöne Magelone“
von Brahms in einer von Martin Walser modifizieren
Textfassung. Von wem kam die Anregung dazu?
KS: Die Anregung dazu kam von Martin Walser und Christian
Gerhaher und der Stifter der Idee war unser Akademiepräsident,
Dieter Borchmeyer, der beide zusammengebracht hat.
Walser hatte seine Textfassung übrigens schon
kurz nach unserem ersten Festspiel fast fertig. Viele,
sehr viele hochprominente Orte haben versucht, Coburg
diese Weltpremiere abspenstig zu machen, doch unsere
Künstler sind uns und unserer Idee von "Lied
& Lyrik" treugeblieben: die "Uraufführung"
ist für Coburg reserviert. Erst dann kommen Luxembourg,
Frankfurt und Brüssel. Wir würden uns sehr
freuen, wenn die Coburger das mit einem besonders
herzlichen Empfang quittierten...
T: Es gibt Konzept-Abend wie „Theresienstadt“
mit Anne Sofie von Otter und Daniel Hope, daneben
aber auch ganz klassische Liederabende mit Schumanns
„Dichterliebe“ und den „Vier letzten
Liedern“ von Strauss. Eingeständnis an
die Publikumserwartungen oder bewusste Mischung?
KS: Ich denke, ein gutes, noch dazu ein nicht-kommerzielles
Festival, zeichnet es aus, dass die Mischung sowohl
anspruchsvolle Konzepte als auch die Höhepunkte
der Liedliteratur aufweist, die, nebenbei bemerkt,
ebenfalls sowohl Anspruch als auch Berechtigung haben.
Schön, dass Sie unseren zweiten Coburger Abend
mit dem Titel "Theresienstadt" erwähnen
: dieser Programmpunkt ist nur vermeintlich "harte"
Kost: Anne Sofie von Otter und Daniel Hope haben da
ein hinreissendes Programm zusammengestellt, das sie
auch in Teilen persönlich moderieren werden.
Natürlich ist der historische Hintergrund sehr
bedrückend - davon können und wollen weder
die Künstler noch wir ablenken; aber: die einzelnen
Werke sind solche musikalischen Kostbarkeiten, dass
man diesen Schatz einfach ans Licht bringen muss.
Die Komponisten verdienen das und die Kompositionen
verdienen es genauso!
T: Nach den Erfahrungen von 2009: Was haben Sie
konzeptionell geändert, wo setzen Sie auf Kontinuität?
KS: Konzeptionell geändert haben wir den Aspekt
"Nachwuchsförderung"; sowohl was den
künstlerischen Nachwuchs, als auch was den Publikumsnachwuchs
angeht:
Aus einem dreitägigen Meisterkurs ist ein Workshop
geworden, weil ein verdichteter Unterricht bei den
Studierenden aber auch beim Publikum auf größeren
Zuspruch stößt.
Dem haben wir Rechnung getragen und konnten uns prompt
kaum vor Bewerbungen retten. Vier Teilnehmerinnen
am öffentlichen Workshop mit Barbara Bonney in
Kloster Banz am Mittwochnachmittag wurden handverlesen
und ich hoffe, jede von ihnen bekommt etwas auf ihrem
zukünftigen Berufsweg mit.
Ganz neu ist das Kinderkonzert. Am letzten Festspielsonntag
( 16.10. 11 Uhr, Kaisersaal - Banz) darf ein Erwachsener
- je nach Verfügbarkeit der Restkarten - so viele
Kinder (im Alter von 6-16) wie er mitbringen kann
ins Konzert begleiten. Das alles für 20 Euro
pro Gruppe! Geboten wird eine unterhaltsame knappe
Stunde vom Kinder- zum Kunstlied - gesungen, gespielt
und gesprochen von Ingeborg Danz und Michael Gees.
Neu ist auch, dass wir einen dreisprachigen Festspielblog
anbieten, in dem sich das regionale Publikum auf einer
internationalen Plattform (englisch, französisch,
deutsch) über die Veranstaltungen austauschen
kann. Das ist ein Experiment und es soll auch diejenigen
ein wenig teilhaben lassen, die keine Möglichkeit
haben, unser Programm live zu verfolgen. Der Blog
ist über die Startseite unserer Homepage erreichbar,
und die Bloggerin ist im Hauptberuf Rechtsanwältin
in Paris. Sie wird sicher nicht nur von unseren Veranstaltungen
berichten, sondern auch, wie es einer Französin
in Franken ergeht.
T: Wer sich einem Thema wie „Lied &
Lyrik“ verschreibt, braucht natürlich Sponsoren.
In diesem Fall sind es die Friedrich Baur-Stiftung
und die Oberfrankenstiftung . Wie hoch ist der Etat?
KS: Dieses Jahr sind es - mit erhöhten Beiträgen
aller drei Sponsoren: die Friedrich-Baur-Stiftung,
die Oberfrankenstiftung und der Kulturfonds Bayern.
Der Gesamtetat liegt etwas über 200.000 Euro.
Nur so konnten wir die Eintrittskartenpreise für
ein Festspielensemble von Weltrang konkurrenzlos günstig
halten.
Andernorts, wie etwa bei *dem* deutschsprachigen Liederfestival
der österreichischen "Schubertiade"
in Voralberg, zahlen Sie unsere Höchstpreise
für die hinteren Reihen.